Naturweine

<< Ich bin der Meinung, dass der Saft im Grunde schon alles in sich trägt um großen Wein daraus zu machen – die Aufgabe des Winzers in der Vinifikation ist das vorsichtige Herausarbeiten der eigenen Idee/Stilistik und einer Balance der einzelnen Komponenten. >>

Moin Georg, schön, dass Du Dir Zeit nimmst, um über Naturwein und Dein Weingut zu sprechen. 

Euer Weingut ist ja schon etwas älter. War für Dich immer klar Winzer zu werden?
Nein, erst einmal bin ich viel gereist und habe Geologie studiert, meinen Master gemacht und habe als Explorationsgeologe gearbeitet. Ein Herz für Steine also.
In der freien Zeit war ich immer viel im Weinberg unterwegs, hatte meine Liebe zum Naturwein entdeckt. Die Sehnsucht nach der Pfalz und eine Familientragödie haben mich zurück gebracht.

Und dann passierte was?
Dann habe ich nochmal in Geisenheim studiert und nebenbei die Weine zuhause vinifiziert – in enger Zusammenarbeit mit Dad. 2020 konnte ich mit meiner eigene Linie beginnen, die ich als respektvolle Weiterentwicklung unserer jahrzehntelangen Herangehensweise sehe und gleichzeitig mein Wesen besser zum Ausdruck bringt. Dank geht an meine Vorfahren für das großartige Fundament!

Ich hatte eingangs erwähnt, dass es euer Weingut bereits länger gibt, wie lange genau?
Wir können auf eine 500 Jahre Winzertradition zurück blicken.

Und über wie viel ha sprechen wir, die bewirtschaftet werden wollen?
13 ha mit Lagen in Freinsheim und Grosskarlbach.

Du hast Deine Liebe zu Naturwein entdeckt. Seit wann bereitet ihr den Wein bereits nach dem “Rahmen der Naturwein-Herstellung” her?
Wir arbeiten tatsächlich schon seit 3 Generationen nach den Kriterien Low-Intervention Weine, also die Weine so naturnah wie möglich herzustellen. D.h., keine Reinzuchthefen – gabs noch nie in unserem Keller (!), Keine Schönungsmittel, Keine Klärungsmittel, Keine Enzyme, Keine An-/Entsäuerung, Letzte Chaptalisierung 2017 – wird es bei uns nicht mehr geben, Moderater bis geringer Einsatz von Schwefel, Kühlung nur über Verdunstungskälte -> spart viel CO2.

Welche Rebsorten verwendet ihr?
Unser Fokus liegt auf regionalen Rebsorten mit Ursprung oder längerer Geschichte in der Pfalz: Grauburgunder, Gewürztraminer, Morio-Muskat, Sylvaner, Riesling

Dein Statement zu Naturwein?
Ich bin der Meinung, dass der Saft im Grunde schon alles in sich trägt um großen Wein daraus zu machen – die Aufgabe des Winzers in der Vinifikation, ist das vorsichtige Herausarbeiten der eigenen Idee/Stilistik und einer Balance der einzelnen Komponenten. Auch die wenigen Stellschrauben, an denen ich mir erlaube zu drehen (Maischestandzeit, Oxidation und Trübungsgrad im Most, Wahl des Holzes, Zeit und Art des Abstiches) geben mir immer noch viel Raum einen ganz eigenen Stil zu kreieren. Ich suche immer nach Lösungen für jährlich wechselnde Herausforderungen, die nicht als Sackware und in Pulverform kommen – Ich mache mir das Leben nicht mit Absicht etwas schwerer…nur etwas spannender.

Georg, das wars – fürs Erste. Ganz lieben Dank für Deine Zeit und bis schon bald, in Grosskarlbach und / oder Hannover.